Insel im Kapitalismus

von Kartoschka

Der Hoch- und Spätkapitalismus bestimmt unser gesellschaftliches Leben und Handeln seit rund 250 Jahren.
Sich, ohne den Kapitalismus zu überwinden, von ebendiesem System frei zu machen ist quasi unmöglich.
Gute Gründe die Überwindung anzustreben gibt es aber genug.
Umweltzerstörung für den Erhalt unserer modernen Lebensweise steht zum Beispiel auf der Tagesordnung für den Systemerhalt und führte uns in die heutige Lage – kurz vor die Überschreitung sogenannten Kipppunkte im Erdklimasystem. Wann diese überschritten werden lässt sich aktuell nicht genau bestimmen.
Doch wenn diese Kipppunkte überschritten werden sollten, wird es verheerende Folgen haben.
Wir sind umgeben von einem eisigen Meer aus Strukturen, Institutionen, Denkweisen, Gesetzen usw. die es kaum zulassen sich dem Kapitalismus zu entziehen.
Und doch kann man von Inseln sprechen, auf die wir schwimmen können um zumindest temporär, den Grundprinzipien zu entfliehen.
Dort fühlt es sich gut an – fast wie auf einer warmen Südsee-Insel.
Diese Inseln im Meer des Kapitalismus können auch heute schon erreichbar sein:

  1. Lohnarbeitsfrei sein und sich nicht schlecht dabei fühlen.
    Keiner Arbeit im klassischen Sinne nachzugehen ist stigmatisiert. Sich bewusst dem Leistungsdruck zu entziehen und allen Nachfragen à la „Was machst du jetzt eigentlich?“ standzuhalten ist eine kleine, aber auch privilegierte Insel im Kapitalismus, weil dies ohne finanzielle Rücklagen natürlich schwieriger wird.
  2. Sich gemeinschaftlich organisieren und vernetzen.
    Der Zusammenschluss von Menschen und Umsetzung von Veränderung durch Selbstorganisation ist Rebellion in einem System, das von Vereinzelung und Konkurrenzkampf profitiert. Manchmal fühlt man sich allein mit den Wünschen für eine neue Normalität, doch auch in deiner Stadt gibt es Menschen, die ähnlich denken wie du.
  3. Strukturen/sozialistische Gemeinschaften autonom gestaltet.
    Auch antikapitalistische Strukturen müssen sich über Wasser halten und finanzieren. Schubst den Staat runter von dem zweiten Sessel des Tandemrads und seid somit unabhängig von staatlichen Erwartungen an eure politische Arbeit.
  4. Gemeinsam Essen anbauen macht unabhängig vom Markt, der mit Lebensmitteln spekuliert.
    Solidarische Landwirtschaft kann eine Insel im profitorientierten Lebensmittelmarkt bilden. Bedarfsorientiertes Gärtnern hat Potenzial zu einer solidarischen Praxis mit den Menschen um dich herum werden.
  5. Über sozialistische Gesellschaftsformen informieren und Kapitalismus analysieren.
    Viele Denker*innen haben bereits ihre Gedanken zu Antikapitalismus festgehalten. Den Kapitalismus zu studieren um zu verstehen, wie dieser sich auf unser Leben auswirkt, kann ein wichtiger Schlüssel sein um zu lernen wie unsere Gesellschaft funktioniert. Unser jetziges System ist nicht alternativlos und sich in diese Alternativen einzulesen kann paradiesische Gefühle auslösen.
  6. Lebensmittel verteilen und für Menschen kochen.
    Foodsharing ist ein auf Solidarität basierendes Konzept, das „Rettung“ und „Fairteilen“ von Lebensmitteln ermöglicht. So wird Essen über beispielsweise Küchen für alle oder Verteilerschränken im städtischen Raum an alle Menschen kostenfrei sowie bedingungslos weitergegeben.
  7. Mit der Tauschlogik brechen und Gemeingüter (Commons) etablieren.*
    Geben und Nehmen kann voneinander entkoppelt werden. Bei einer„Schenkökonomie“ werden Güter bzw. Dienstleistungen ohne direkte oder zukünftige Gegenleistung nutzbar. Werden z.B. Gegenstände kollektiv genutzt, werden diese allen frei zugänglich gemacht und zwar unabhängig von finanziellen Ressourcen. Der Akt des Schenkens kann eine Umverteilung von „Oben nach Unten“ sein und Bedürfnisse, die bisher nicht befriedigt wurden, befriedigen.
  8. Banden bilden! Sich sozialen Kämpfen anschließen schafft Rückhalt.
    Verbündete können sich gegenseitig unterstützen und gemeinschaftliche Fürsorge praktizieren. Sich über Themen austauschen zu können, die viele Menschen einer Gruppe interessieren kann bestärkend wirken und Isolation vorbeugen. Gemeinschaften, die sich gegenseitig helfen und aufeinander Acht geben sind resilienter in Zeiten von Krisen, die laut Marx das Wesen des Kapitalismus sind.

*aus der Kolumne „Schenken ist eine Insel im Kapitalismus“ von Margarete Stokowski

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